Repertorisation
ist eine Methode, die viele
Homöopathen benützen, um schneller und sicherer vom
Krankheitsbild zum Wahlmittel zu gelangen. Als es noch wenige Mittel gab,
war es für einen Homöopathen wesentlich leichtter, die Beschreibung (Materia
Medica) jedes
Mittels zu kennen. Heute, da es fast 3000 Mittel gibt, ist es
unmöglich, alle im Kopf zu behalten. Kent
(USA) und Boenninghausen (Deutschland)
erfanden dafür die ersten Repertorien. Ein
Repertorium (lateinisch für
"Répertoire") ist eine Sammlung von - nach
Bereich und alphabetisch sortierten - Symptomen (Rubriken). Nach jeder Rubrik folgt die Liste
der Mittel, bei welchen dieses Symptom bekannt ist. Eine kleine Nummer (1-3) zeigt an, in
welchem Grad das Mittel dem
besagten Symptom entspricht.
Beispiel: Eine blonde junge Frau konsultiert einen Homöopathen wegen
unerfülltem Kinderwunsch. Ihre erste Periode hatte sie erst mit 16 Jahren.
Die Blutungen sind jetzt seltsamerweise oft purpurfarben. Während der
Menstruation leidet sie oft an
Magenstörungen. Sie hat eine Abneigung gegen Butter und Fett. Sie hat
Angst in der Menge und am Abend, wenn die Nacht kommt. Ihre Füsse sind
oft heiss im Bett, sie muss sie lüften. Sie weint sehr leicht, ist schnell
getröstet. Hat immer wieder Blasenentzündungen.
Aus dem Repertorium wählen wir folgende
Rubriken:
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Verspätete
erste Periode bei Mädchen |
Perioden: Farbe purpur |
Perioden:
mit Magenstörungen |
Essen: Abneigung: Fett und Butter |
Mental: Furcht in einer Menge |
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Aussehen: Blond |
Füße: heiß, muss sie abdecken |
Mental:
besser durch Trost |
Mental: Furcht bei Abenddämmerung |
Blase:
wiederholte Entzündungen
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Mit einem Formular oder mit dem Computer kann man "die Punkte zählen".
Hier schneidet
Pulsatilla am besten ab, gleich danach
folgt Calcarea carbonica -
Muschelkalk - und der Explosivstoff Phosphorus. Im Gespräch stellt
sich heraus, dass die Patientin eine ganz enge Beziehung zu ihrer Mutter
hatte. Seit ihrem Tod vor einigen Jahren ist die Patientin sehr
verunsichert und hat Mühe, Verantwortung zu übernehmen. Sie wirkt wie
ein verlassenes Kind. Das passt sehr gut zum Mittel Pulsatilla, dessen
Hauptthema (oder Essenz) "Symbiose mit der Mutter, nicht Erwachsen
werden wollen" ist. Ein Homöopath vermeidet es, ein Mittel nur auf
der Basis
der Repertorisierung zu verschreiben. Zudem muss das Mittel auf allen
Ebenen (Psyche, Allgemeinsymptome, gute Lokalsymptome) passen. Jedes
Mittel hat einen bestimmten Charakter und eine Stimmung, die sich nicht gut in
Worten beschreiben lassen. Da müssen auch Gespür, Intuition und Erfahrung
eingesetzt werden. Homöopathie ist eine Technik und eine Kunst.
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